Kein Goldstück für den Fährmann (Zingst)

Heute bin ich mit Uwe verabredet. Meinem Freund aus Potsdam, der hier am Darß ein Zweitdomizil hat und zufällig auch da ist. Wir sind… Ich muss überlegen… 10 Jahre war ich beim Heinz… 8 schon weg… also auch fast 20 Jahre befreundet. Wir wollen eine Radtour machen, bis zum Start sitze ich noch in der Sonne und trinke Kaffee.

Mein Nachbar rollt sein Kabel ein und schnauft dabei, als würde es Zentner wiegen. Ich will witzig sein und sage „Schon zu warm oder ist es zu schwer?“ Er dreht sich zu mir um, dann zieht er sein T-Shirt hoch. Eine riesige Längsnarbe über den kompletten Oberkörper. Er sagt „Ich hatte nur kein Goldstück für den Fährmann dabei.“ Mir gefriert das Blut in den Adern. Er erzählt mir seine Geschichte und ich erstarre vor Ehrfurcht. Ich sag es immer wieder: Wahrer Luxus ist, Zeit zu haben, um anderen Menschen zuzuhören.

Dann starten Uwe und ich zu einer traumhaft schönen Radtour an einem traumhaft schönen Tag. Also oben lang, unten lang. Nicht, dass ihr denkt, hier ist der Sommer ausgebrochen.

Erste Pause Ahrenshoop, Räucherfisch und Bier. Ach nein, „Pilsbier“ wie man in Brandenburg sagt.

Irgendwann will mein Knie nicht mehr, die Strecke durch den Wald geht endlos geradeaus, es ist saukalt im Schatten, ich fange an zu nölen, Uwe lacht. Irgendwann erreichen wir endlich Prerow. Wir teilen unter anderem die Leidenschaft des guten Mohnkuchens 😉

Spätestens um 19 Uhr muss ich in den Bulli, draußen ist es einfach zu kalt. Und Außen- ist wie Innentemperatur. Ich schlafe mit Kniestrümpfen und Steppweste, aber die Sonne, das Blau und der Strand entschädigen für alles.

Am Ende des Tages denke ich wieder an meinen Nachbarn. Ich hatte auch kein Goldstück für den Fährmann.

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