Wie fixiert man den Horizont… (Sark)

… wenn er immer verschwindet? Hier kommt der Bericht eines Tages, der es definitiv in die Top 10 Liste der schrecklichsten Momente meines Lebens geschafft hat.

Ich bekomme nicht besonders viel Schlaf, denn nachts zieht ein ziemliches Gewitter über die Insel. Dennoch stehe ich früh auf, denn heute will ich nochmal versuchen, nach Sark zu kommen. Hier der Sonnenaufgang von heute.

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Ich fahre zum Hafen und als das Boot das Hafenbecken verlässt, trifft mich der Schlag. Ich hätte gern mein Gesicht gesehen. Monsterwellen von der Seite. Wir kriegen die erste ab, ich denke, wir kippen um und kralle mich in meinem Sitz fest. Das blanke Entsetzen. Das soll ich eine Stunde aushalten? Undenkbar. Mein Gehirn rattert alle Alternativen durch. Ich kann weder raus noch runter vom Boot. Ich sehe keine andere Möglichkeit als auszuharren und denke „du musst auf den Horizont gucken und ruhig atmen“, aber wir schaukeln so sehr, dass du im Fenster immer nur 100% Wasser oder 100% Himmel siehst.

Ich hab so einen Schiss, dass ich mich frage, wie lange ich in diesen Wellen überleben könnte, falls wir kentern. Ich muss was tun. Ich rutsche einen Platz weiter. Da sitzt ein Mann seelenruhig. Ich frage ihn, ob er meine Hand halten kann. Obwohl… ich glaube, ich hab ihn gar nicht gefragt, sondern mich einfach in seine Obhut begeben. Wahrnehmungsstörung in Ausnahmesituationen. Er lässt mich jedenfalls über sich ergehen. Er muss mir Geschichten erzählen, bis ihm keine mehr einfallen. Der arme Kerl… Er heißt übrigens Keith und kommt aus Brighton.

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Wir verbringen den Tag auf Sark gemeinsam mit dem einzigen Unterschied, dass ich die frühe Fähre zurück gebucht habe und er die späte. Nun zur Insel. Abgesehen von der schrecklichen Überfahrt wirklich sehenswert. Hier leben 500 Menschen und es gibt von allem nur das Nötigste.

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Die berühmteste Stelle von Sark: La Coupée

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Discart Bay

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Gouliot Passage mit Blick auf die Insel Brecqho, die sich im Privatbesitz der Barcley Brüder befindet. Ja, die mit der Bank 😉

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Den Norden habe ich nicht mehr geschafft, Keith wollte noch hin. Die Abdrücke meiner Hände sind bestimmt immer noch in seinen Oberschenkeln…

Die Rückfahrt ist ein Kindergeburtstag und als ich zurück in der Marina bin, mache ich erstmal eine Flasche Rotwein auf. Und trinke auf Keith, das Leben und mein Glück, dass selbst in den schrecklichsten Momenten immer einer für mich da ist.

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How to fix the horizon…

when it always disappears? That is my report of a day, which definitely made it into the top 10 list of the most horrible moments of my life.

I don’t get much sleep, because a big thunder lightning passes the island during the night. Anyway I get up quite early, because I want to try again to go to Sark today. Here is today’s sunrise.

I drive to the harbour and leaving the dock I was as if struck by lightning. I would have loved to see my face. Monsterwaves from the side. We get the first one, I think we’ll overturn and cling to my seat. Utter horror. I should bear that for one hour? Unthinkable. My brain is getting through all alternatives. I can’t rather go outside than leave the boat. I can’t see any other chance than to persevere and think „I must fix the horizon and breath deeply“, but we rock so much, that all you can see through the window is either 100% water or 100% sky.

I am so scared, that I ask myself how long I could survive in these waves, if we’ll capsize. I have to something. I move over to the next seat. There is a man sitting, calmly. I ask him, if he could hold my hand. Although… I guess I haven’t really asked him, I just left myself in the hands of him. Perception disorder in exceptional situation. Anyway he endures me. He has to tell me stories till he doesn’t know any more. Poor man… His name is Keith by the way. Keith from Brighton.

We spend the day on Sark together with the only difference, that I booked the early ferry back and he the late one. Now we are coming to the island. Apart from the crossing really worth visiting. Just 500 people live here and there is only the bare necessities.

The most popular place of Sark: La Coupée

Discart Bay

Gouliot Passage with view to the island Brecqho, which is private owned of the Barcley brothers. Right, the ones with the bank.

I didn’t make the North, Keith wanted to. I guess the prints of my hands are still in his thighs…

The way back is like a children’s birthday and when I am back in the Marina, I open a bottle of red wine and drink to Keith, the life and my luck, that even the most horrible situations there is always somebody there for me.

Ein Kommentar

  1. Was für eine WunderVolle Überraschung liebe Daria, Post von Dir zu erhalten. Ich freue mich sehr dass Du das Inselleben genießen kannst. Keith from Brighton zeigt Dir, was die höchste Stufe von Mut ist: Vertrauen. Es ist egal, wer Dir die Hand hält – Du gibst und Du erhältst. So einfach. Das höchste Vertrauen schenkt Dir das Universum.
    In Liebe Doris ❤

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