Wir gehen nochmal zurück aufs Schützenfest. Da stehen Männer vor mir, nehmen mich in den Arm und sagen „Darina, so schön, dich zu sehen!“ Ich krame auf Hochtouren mein Gedächtnis durch, keine Idee. Die Lösung: Es ist die Zeit. Ich habe diese Männer noch als Kind in Erinnerung und heute stehen sie da: schön, mit Bart und sehr erwachsen. Früher hat man immer gesagt „An Kindern sieht man, wie die Zeit vergeht.“ Daran hat sich nichts geändert.
Ich werde also offensichtlich alt und beobachte, wie sich die Dinge verändert haben. Statt Lüttje Lagen gibt es klebrigen Fanta-Korn und statt Danz op de Deel gibt es Ballerman-Songs. Gegen die jetzt neuerdings auch geklagt wird. Zehn nackte Frisösen und dicke Titten Kartoffelsalat war noch in Ordnung. Schöner, jünger, geiler nicht mehr. Und Puffmutter ist nun mal ein Beruf, ich versteh das Problem nicht. Sollte das als geschlechterdiskriminierend gelten, fangen wir vielleicht erstmal damit an, dass Männer in kurzer Hose arbeiten dürfen. Leute, Leute… 🤦♀️
Ich stelle mir den Wecker auf Sonnenaufgang, mache die Schiebetür auf und sehe das hier.

Also Hoody übers Nachthemd und genießen. Die Welt schläft, während das hier an Schönheit kaum zu überbieten ist. Der Nebel liegt noch zwischen den Strohrollen auf den Feldern, die Vögel fangen an zu singen und das Lichtspiel raubt mir den Atem.
Das hier, genau das, ist größtes Glück für mich. So fühlt sich Freiheit an. Und um sich dieses neumodernen Wortes zu bedienen: Selbstwirksamkeit. Ja, ich mache mir mein Leben schön.
Ziemlich überwältigt geh ich nochmal ins Bett. Als ich wieder aufwache, ist es halb zehn. Mein Gott, wie die Zeit vergeht.